Provokativer Titel, ich weiß, aber kennt ihr das nicht auch? Dieser Drang ständig neue Systeme ausprobieren zu wollen? Ich muss mich ständig zügeln, um nicht schon wieder neue Figuren vielversprechender Tabletopsysteme im Einkaufskorb zu versenken. Woran liegt das eigentlich? Und was spricht überhaupt dagegen genau das zu tun? Fragen auf die ich zumindest für mich selbst eine Antwort gefunden habe.
Spieglein, Spieglein an der Wand
Ich liebe toll bemalte Figuren. Wobei es da für mich gar nicht immer ein Diorama in der Vitrine sein
muss. Wenn schön bemalte Modelle auf einem ebenso schön gestalteten Spielfeld in Szene gesetzt werden, setzt bei mir das Kopfkino ein.
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Infinity Nomads sichern den Nachschub ab |
Ich male mir dann die epischen Schlachten zwischen Orks und Zwergen aus, sehe kleine Truppen futuristischer Krieger ihre Feuergefechte abhalten oder Piraten das feindliche Schiff kapern. Albern? Vielleicht! Aber so bin ich eben. Gleich nach dem Kopfkino fange ich dann an mir passendes Gelände zu überlegen. Ich könnte ja zum Beispiel mal eben eine kleine Dschungelplatte bauen. Mit Felsen aus Baumrinde, jeder Menge Aquariumspflanzen und einer Klippe samt zugehörigen Meerabschnitt. Wassereffekte wollte ich ohnehin schon lange mal ausprobieren, so schwer kann das ja gar nicht sein. Meist ist dann auch über die Google Bildersuche schnell jede Menge Inspirationsquellen gefunden und der Tisch gedanklich schon so gut wie fertig.
Psst! Hast du schon gehört?
Ein weiterer Punkt der mich immer wieder zu neuen Tabletops verführt sind Reviews und Erfahrungsberichte anderer Leute. Seien es professionell aufgezogene Berichte seitens der Hersteller, Hobbymagazinen und Blogs, oder auch Mund zu Mund Propaganda befreundeter Hobbyisten. Erstere bieten oft einen tieferen Einblick in das Spielsystem, oft angereichert durch die eben angesprochenen tollen Bilder und Informationen zum Hintergrund des Tabletops. Bei letzteren sind es eher die Emotionen die mich neugierig machen. Wenn Freunde begeistert von ihren Erfahrungen mit einem neuen System berichten, werde ich schnell hellhörig. Gefallen mir dann auch noch Figuren und Hintergrund des Spiels, ist es schnell um mich geschehen.
Langweilig!
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Es gibt viele tolle Systeme |
Freunde ziehen weg, verlieren das Interesse am Hobby oder man selbst verliert die Lust immer wieder gegen den gleichen Gegner mit den gleichen Miniaturen in den Kampf zu ziehen. Es kommt auch immer wieder vor, dass Systeme vom Markt verschwinden und man schlichweg nicht mehr an Figuren der eigenen Fraktion herankommt. Prominentes Beispiel hierfür ist Warhammer Fantasy Battles von Games Workshop das Mitte 2015 eingestellt wurde. Gut, man kriegt zwar derzeit noch fast alle Miniaturen bei GW, von alternativen Herstellern oder aus dem Gebrauchtmarkt, aber dennoch hat alleine die Aussicht auf die Einstellung des favorisierten Systems viele Spieler dazu gebracht Warhammer den Rücken zu kehren. Viele dieser Spieler haben sich dann nach Alternativen umgesehen und diese auch schnell gefunden.
It's all about the money!
Es gibt also aus meiner Sicht viele Verlockungen neue Tabletop Spiele auszuprobieren, jedoch auch einiges was dagegen spricht. Für mich als zweifachen Familienvater spielt da schon auch Geld wieder eine entscheidende Rolle. Ich muss zwar nicht lang überlegen ob ich mir jetzt eine 100€ Startbox leisten kann, nur ist es damit alleine nicht mehr getan. Mir ist klar, dass eine kleine Einstiegsarmee, oder Starterbanden samt Regelbuch vielen Leuten für den Einstieg vollkommen reichen würden, aber ich will einfach mehr. Wie eingangs erwähnt, stehe ich einfach auf einen schönen Rahmen, beziehungsweise schöne Bilder im Allgemeinen. Demnach möchte ich am liebsten auf einem liebevoll gestalteten Spieltisch samt bemalter Figuren spielen. Und dafür reichen dann diese 100€ in vielen Fällen dann doch nicht mehr aus. Ich habe Freunde die handhaben das anders, aber ich schreibe das hier aus meiner Sicht und daher spielt dann der schnöde Mammon eben doch eine Rolle.
Wir haben doch keine Zeit!
Ich male langsam, ich bastel langsam und auch Regelbücher lese ich langsam. Keine guten Voraussetzungen um viele verschiedene Systeme zu spielen. Erst recht nicht wenn diese dann auch noch recht komplex sind und über schöne, detaillierte Figuren verfügen. Im Moment versuche ich The 9th Age, A Fantastic SAGA, Infinity und Mortheim unter einen Hut zu bringen. Klappen tut das freilich nicht. Widme ich mich einem der Systeme intensiver und bemale dafür Figuren oder bastel Gelände, bleiben die übrigen sofort auf der Strecke. Ich bewundere Leute die es schaffen innerhalb kürzester Zeit alle möglichen Miniaturen zu bemalen, Spieltische auf die Beine zu stellen und dann auch noch mehrmals die Woche Zeit zum Spielen zu finden. Wahrscheinlich würde mir das wesentlich besser gelingen, wenn ich nicht ganz so viel Zeit am Maltisch verbringen würde.
Perfektionismus
Zwar ist es immer wieder schön zu hören zu bekommen wie hübsch andere die eigenen Miniaturen finden, aber irgendwo bremst mein eigener Anspruch an meine Figuren meine sonstigen
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Malen, für mich ein wichtiger Teil des Hobbys |
Hobbyaktivitäten schon sehr aus. Klar, die Vorstellung auf einem Spielfeld wie Wolgangs Ruinenstadt Mortheim zu spielen hat was. Nur hab ich weder Zeit, Mittel und Platz mir selbst ein solches Monstrum zuzulegen. Zumal es bei mir dank meines Kopfkinos ohnehin nicht mit einem Spielfeld getan wäre. Am liebsten hätte ich eine Ruinenstadt für Mortheim, eine düstere Scifi City für Infinity, ein herbstliches Spielfeld für 9th Age, eine Südsee Platte für Freebooter, ein Bloodbowl Stadion, und so weiter und so fort. Im Grunde fallen mir bei jedem Tabletop das mich interessiert sofort jede Menge Geländebauprojekte ein, deren Umsetzung mich wohl Jahre kosten würde. Gleiches gilt natürlich ebenso für die Figuren selbst. Mir fallen ständig neue und natürlich viel tollere Farbschemata für meine Truppen ein und ich habe auch schon des öfteren neue Modelle bestehender Armeen in anderen Farben bemalt. Dazu steigert sich mein Können mit dem Pinsel immer weiter, wodurch ich zwar schönerer Ergebnisse erziele, aber nicht wirklich schneller darin werde Miniaturen fertigzustellen. Beides Zusammen führt dann dazu, dass ich am Ende doch seltener spiele, als es mir selbst eigentlich lieb wäre.
Was tun?
Herunter gebrochen wäre die Lösung wohl, einfachere Techniken beim Malen verwenden, Gelände fertig kaufen und mich nur auf 1-2 Tabletops beschränken. Ich kenne mich aber gut genug um zu wissen, dass mich das ebenfalls nicht zufrieden stellen würde. Stattdessen versuche ich 2016 einen anderen Weg zu gehen.
Ich werde versuchen geduldiger zu sein. Geduldiger beim malen, geduldiger beim Basteln und geduldiger beim Spielen. Ich male gerne und das ist auch schön, dennoch soll 2016 auch das Spielen wieder stärker in den Fokus rücken. Wenn ich daher nur 2-3 Modelle im Monat bemale und dadurch beim nächsten Match nicht auf komplett bemalte Truppen zurückgreifen kann, ist das in Ordnung! Gleiches gilt für meine Spielfelder. Ich hab mich jetzt auf zwei Projekte beschränkt und werde versuchen die langsam aber sicher voran zu bringen. Es wird mich sicher noch Jahre beschäftigen ehe ich fertig bin, aber auch das ist ok. Kein Mensch sitzt mir im Nacken und ich muss auch keinem irgendetwas beweisen.
Davon abgesehen werde ich mich fürs erste wirklich aus die Systeme beschränken die ich schon hier habe. Warmachine/Hordes, Freebooters Fate, Blood Bowl oder auch 30K üben schon einen Reiz auf mich aus. Aber noch mehr Baustellen werden mich sicher nicht glücklicher machen. Ich bin schon gespannt was ich bis Ende des Jahres so alles schaffen werde und werde euch mit Sicherheit weiter auf dem laufenden halten.